Texte zum Nachdenken
SELBSTLIEBE
Wahre Selbstliebe ist möglich, wenn wir uns unseres Selbst - bewusst sind. Dann wird sie zum Grundstein für alles. Finden wir die Liebe in uns, sehen wir sie auch außerhalb. Sie ist eine allumfassende Liebe, die bereit ist, zu lernen und alles zu verwandeln, was uns bisher behindert hat auf dem Weg durchs Leben. Gelingt uns das, wird Selbstliebe zur Grundlage dafür, auch andere Menschen lieben zu können und schafft somit eine Verbindung zur Welt.
Egoistische Liebe dagegen wäre Wichtigtuerei oder Hochmut, die aus Gefühlen von Minderwertigkeit entsteht.
Selbstliebe entspringt unserem Herzen und führt zu Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Wir haben Vertrauen in unser Handeln und Tun. Natürlich ist diese
Selbstliebe nicht immer gleich stark und intensiv, sie schwankt, je nach dem, was wir uns über uns selbst erzählen und dem Ego so ein Hintertürchen öffnen. Doch das können wir jederzeit während der Meditation erforschen, ins Bewusstsein holen und uns wieder neu justieren.
Je stabiler unsere Selbstliebe wird, desto mehr schwächt es die Einflüsterungen des Egos. Negative Gedanken und Emotionen nehmen ab, weil wir sie als Leuchtturm erkennen, der uns warnt und zuruft, „erinnere dich, wer du wirklich bist“.
Wenn wir uns selbst lieben, bekommen wir eine liebevolle Ausstrahlung voller Ausgeglichenheit und innerer Ruhe. Wir fühlen uns ganz einfach wohl in unserer Haut, werden mutig und trauen uns fast alles zu. Selbstliebe ist eine Kraft, die in der Lage ist, zu verstehen, was ist. Sie ist sozusagen der Treibstoff in unserem Leben, das wir durchwandern.
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HINGABE
Hingabe öffnet uns und macht uns so fähig, zu empfangen, auch die Liebe anderer Menschen, sowie die universelle Liebe des Lebens. Alles ist in Ordnung, so wie es ist, wenn wir beginnen, uns den Gegebenheiten hinzugeben. Dabei geben wir uns die Chance, jedem Tag, ja, jedem Augenblick, ohne Erwartung neu und frisch zu begegnen. So wird jeder Augenblick, der erscheint, ein Akt der Hingabe ans Leben, Tu, was du tust ohne Ablenkung, denn im
Hier und Jetzt liegt der Segen, mit dem wir unsere göttliche Natur entfalten können.
Aber es ist wichtig, auch dann bereit dazu zu sein, wenn uns Schwierigkeiten auf unserem Lebensweg begegnen. Hingabe ist die Entscheidung für Liebe und Frieden. Herausforderungen sind dann wie Prüfungen, die uns die Möglichkeit bieten, zu wachsen auf unserem Weg. Hingabe lehrt uns zu lieben, wer, wie und was immer sich zeigt.
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GEDULD
Geduld ist für uns Menschen oftmals eine große Herausforderung. Immer wieder, schon bei kleinen alltäglichen Dingen werden wir damit konfrontiert. Sei es in der Warteschlange im Supermarkt, in einem Verkehrsstau, im Wartezimmer beim Arzt, oder wenn der Freund oder die Freundin sich verspäten. Immer wieder drängelt uns etwas innerlich, weil wir, oftmals aus reiner Gewohnheit, schon bei etwas anderem sind oder uns irgendwelche Geschichten ausmalen, nur nicht bei dem sind, was Hier und Jetzt ist. Genau das lässt uns das Warten unendlich lang erscheinen. In Wirklichkeit wäre es eine geschenkte Zeit, die wir bewusst mit uns selber verbringen könnten.
Geduld lehrt uns, zu erkennen, wann es Zeit ist, passiv zu sein, es einfach sein zu lassen wie es ist, und wann der Moment des Weitergehens gekommen ist. Geduld sagt uns immer, wann der richtig Zeitpunkt ist.
Geduldig sein zu können, schenkt uns darüber hinaus Gelassenheit.
Die Natur macht uns das perfekt vor. Sie wartet immer auf den richtigen Zeitpunkt, wann es gilt, zu erblühen und wann es gilt, in den Rückzug zu gehen. Sie wartet nicht auf einen festgelegten Tag, sie bewegt sich immer geduldig auf den richtigen Zeitpunkt zu.
Entscheiden wir uns dafür, voller Geduld zu sein, öffnen wir uns damit gleichzeitig der Selbstwahrnehmung. Daraus entsteht Authentizität, in der jeweiligen Präsenz des Augenblicks. Und genau dort liegen die Geschenke des Lebens.
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VERTRAUEN
Alles was passiert, geschieht zu unserem Besten, auch wenn es uns manchmal nicht so vorkommt. Gerade die negativ scheinenden Situationen gilt es voller Vertrauen anzunehmen, so wie sie sich zeigen, im tiefen Wissen, das sie einen Sinn haben. Sicher können wir den Sinn nicht immer gleich erkennen, aber zu einem späteren Zeitpunkt wird er bestimmt offenbar. Dieses tiefe Wissen lässt uns das Leben in Gelassenheit begehen. Wir entwickeln das Selbst-Vertrauen, es als Schüler des Lebens meistern zu können, was auch immer kommen mag. Je mehr Vertrauen in uns wächst, umso weniger Angst haben wir, Neues zu erforschen. Wir betreten das Unbekannte voller Leichtigkeit, Stabilität und innerer Stärke. Voller Freude stehen wir dem Leben gegenüber und entdecken all die Geschenke, die für uns bereitstehen, vorher jedoch im Nebel der Verblendung nicht sichtbar waren.
An allem, was geschieht, können wir wachsen. Selbst das im Moment als negativ Empfundene trägt einen positiven Aspekt in sich.
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ACHTSAMKEIT
Achtsamkeit ist nur möglich im gegenwärtigen Moment. Achtsamkeit macht uns zum Beobachter mit ungeteilter entspannter Aufmerksamkeit, von allem, was geschieht im gegenwärtigen Augenblick. Es ist ein Registrieren dessen was geschieht, ohne zu urteilen und ohne den Gedanken und Gefühlen einhaltlos Lauf zu lassen.
Es ist sicher nicht ganz einfach, dort hinzugelangen, weil wir so daran gewöhnt sind, den ständig ratternden Gedanken zu
folgen. Doch Übung macht den Meister und Meditation ist eine große Hilfe dabei, Achtsamkeit immer mehr in den Alltag zu integrieren, egal wo wir uns befinden oder was wir gerade tun. Jeder Augenblick, jeder Moment, wird dann zum Gegenstand unserer Wahrnehmung. Wir stehen in der Kraft von Hier und Jetzt, (wie Eckehard Tolle es so wunderbar beschreibt in seinem Buch,“ Die Kraft der Gegenwart“). Das Gute daran ist, wir müssen diese Fähigkeit weder irgendwo suchen noch erwerben, sondern nur in uns erwecken, weil sie bereits angelegt ist in uns. Es bedarf lediglich der Bereitschaft, sich zu öffnen für den gegenwärtigen Augenblick. Es ist immer nur dieser gegenwärtige Augenblick, in dem sich das Leben fühlen, spüren, schmecken und erfahren lässt, und nirgendwo sonst.
Achtsamkeit gepaart mit Hingabe ist ein Spiel mit den Gegebenheiten, voller Wertschätzung dessen, was geschieht. Es ist ein Berühren und Loslassen auf dem Weg durchs Leben. Man könnte es auch als einen Prozess intelligenter Wachheit bezeichnen.
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MITGEFÜHL
Mit Mitgefühl gehen wir auf den Anderen zu und werden eins mit ihm. Aber wir verstricken uns nicht in die Geschichte des Anderen und lassen es auch nicht zu unserer Geschichte oder gar zu unserem Drama werden. Das wäre Mitleid. Wenn man mit leidet, blockiert man seine Fähigkeit, klar und angemessen helfen zu können oder den anderen zu unterstützten. Es ist also wichtig, durch liebende Hingabe den anderen zu verstehen, ohne Tadel und überlegener Besserwisserei. Mitgefühl basiert immer auf einer selbstlosen Motivation und dem Gefühl des Eins-Sein. So können wir in der gegebenen Situation verweilen, klar und voller Verständnis.
Im tibetischen Buddhismus spricht man immer ein Motivationsgebet, bevor man meditiert oder eine andere Praxis macht. Es ist voller Mitgefühl für alle Lebewesen, denen man wünscht, dass sie Glück erfahren und die Ursache für Glück erkennen mögen. Auch wünscht man sich, dass sie frei sein mögen von Leid, indem sie die Ursachen des Leids erkennen. Daraus entsteht ein Gleichmut, der keinerlei Anhaftung und Ablehnung mehr hat.
Durch dieses Gebet erinnert man sich immer wieder erneut an die in uns wohnende Gleichheit, die nichts anderes hervorrufen kann als Mitgefühl.
Wir alle bewegen uns im Leben in einem großen Ganzen, haben darin die Aufgabe, uns an dieses Eins-Sein zu erinnern, sowie daran, dass wir alle im Grunde Kinder sind, Bruder und Schwester, sowie Mutter und Vater. Können wir das in aller Klarheit verstehen, wird Mitgefühl ein ständiger Begleiter in unserem Leben sein.
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VERGEBUNG
Vergebung ist ein wichtiger Baustein in unserem Leben. Stellen wir uns die Frage “Haben wir die Macht, den Anderen zu verändern, der uns etwas angetan hat, indem wir ihn tadeln, bestrafen oder irgendwie beleidigen?”, und kontemplieren wir darüber, werden wir erkennen, dass es lediglich der Befriedung unseres verletzten Egos dient und ansonsten nur weiteren Unfrieden schürt. Besser wäre es, unseren Ärger zu durchleuchten, der uns so herabzuziehen scheint. Das bringt Licht in die Gegebenheiten und damit ein Verständnis auch für den anderen. Ohne Verständnis finden wir nicht den Weg zur Vergebung. Wahre Vergebung allerdings gelingt nur, wenn wir auch unsere Selbstliebe gefunden haben. Sie ist es, die in uns die Bereitschaft öffnet, vergeben zu wollen und damit auch zu können. In der Selbstbetrachtung geschieht somit ein wichtiger Prozess, der uns die Vollkommenheit der Situation erfühlen lässt. Wir erkennen die Kraft des Friedens, die stärker ist als jeder Krieg.
Vergebung ist somit Stärke und keinerlei Schwäche. Es ist ein Aussteigen aus dem, was uns beherrschen wollte. Vergebung lehrt uns, besser mit dem Leben umzugehen. Sie kann all unsere Verletzungen heilen, weil wir uns für die Liebe entschieden haben.
Machen wir uns, jeder einzelne, Gedanken über die eigene Vervollkommnung und nicht über die der anderen. Dann werden wir zu einer Gemeinschaft auf der Erde, die die Fähigkeit entwickelt, in Frieden miteinander zu leben.
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DANKBARKEIT
Dankbarkeit ist eine wertvolle Eigenschaft, die wir Menschen besitzen. Lassen wir sie in jeden Augenblick fließen, macht es das Leben reich, intensiv und voller Glücksgefühle, weil keine Erwartungshaltung, Hoffnung oder Beurteilung es mehr einschränken. Es ist das reine Erleben des Augenblicks, wie ein inniges Gebet voller Hingabe. Dankbarkeit hat die Kraft, alles zu neutralisieren, was sich zuvor womöglich in Hochmut, Stolz und Eitelkeit zeigen wollte. Selbst unsere Erinnerung an bereits Gelebtes, positives, besonders aber auch negatives, verwandelt Dankbarkeit in eine stille Freude, weil sie deutlich macht, dass alles einen Sinn hatte und uns weitergetragen hat im Leben, auch wenn die Erfahrung damals vielleicht schmerzvoll war.
Mit offenen Armen empfangen wir dann jeden Augenblick voller Dankbarkeit, die das Leben verzaubert in ein Reich der Fülle. Sie verleiht uns eine positive Ausstrahlung, die für jeden sichtbar wird. Das ist die Macht der Dankbarkeit. Sie öffnet uns Türen und Tore, wohin wir uns auch immer wenden.
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EIGENVERANTWORTUNG
Wir sollten selbst die Verantwortung für unser Tun und Lassen im Leben übernehmen und nicht für alles, was schief läuft, die Schuld bei anderen suchen und damit unsere Eigenverantwortung leugnen. Niemand, nur wir selbst, entscheidet, ob wir wütend reagieren oder uns verletzt fühlen durch andere. Egal, wie andere sich uns gegenüber verhalten, wir haben immer die Wahl, wie wir darauf reagieren. Das bedeutet noch lange nicht, dass wir uns alles gefallen lassen oder akzeptieren müssen. Eigenverantwortlich können wir jederzeit Grenzen setzen, allerdings ohne uns selbst oder unserem Gegenüber irgendeine Gewalt anzutun.
Eigenverantwortung spricht die Sprache des Herzen. Dazu gehören auch Kritik und Ratschläge für andere, die wir aber nur dann äußern, wenn wir darum gebeten werden. Ohne diese Bitte verwandelt es sich in ein Einmischen in Angelegenheiten, die uns nichts angehen.
Eigenverantwortung trägt einen wichtigen Teil dazu bei, mit sich und den Anderen glücklich und zufrieden leben zu können.
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Mut
Was uns Menschen als wichtige Eigenschaft mitgegeben wurde, ist der Mut. Ganz besonders der Mut, zu uns zu stehen, so wie wir sind. Daraus entwickelt sich unsere Individualität, einzigartig und doch Teil des großen Ganzen, die viel Neues hervorbringen kann, auch zum Wohle aller.
Obwohl im Grunde jeder gut sein will im Leben, bedeutet es auch hier nicht, alles ausnahmslos bejahen, aushalten oder gutheißen zu müssen. Wir brauchen den Mut, zum rechten Zeitpunkt uns zu wehren, nachdem wir vorher genau und bewusst die Situation analysiert haben. Ansonsten, Achtung, kommt unser schlaues Ego wieder auf den Plan, um uns zu Handlungen zu verführen, womöglich voller Aggression, die in keiner Weise etwas mit Mut zu tun haben, eher schon mit einer Wanderung im dicksten Nebel voller Angst und Minderwertigkeitsgefühlen.
Sich allen Gegebenheiten im Leben mutig zu stellen, kann manchmal auch bedeuten, seinen Job zu wechseln oder vielleicht den Wohnort, anderer Meinung zu sein, eine Partnerschaft, sei sie beruflich oder privat, aufzulösen oder eine neue einzugehen, kurz, bereit zu sein, neue Wege einzuschlagen.
Es ist die Kraft des Mutes, die uns an die Hand nimmt, wenn wir Neues wagen.
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FREUDE
Freude ist der göttliche Funken, der in uns wohnt, wie es schon in Beethovens “Ode an die Freude” heißt.
Sie erweckt den Blick der Liebe, der Neugier und des Staunens, auf der Reise durch unsere menschliche Lebenszeit. Auf dieser Reise ist Freude der Motor unserer Schöpferkraft. Damit erlangt unser Leben seine wirklichen Bedeutung. Wir sind dabei in keiner Weise von äußeren Umständen abhängig, um Freude und Glück zu finden, denn wir selbst erschaffen ja die Umstände.
Freude ist ein Gefühl, das die Welt berühren möchte.
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